Ungleicher Holzbohrer

Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Borkenkäfer (Scolytidae)
Deutscher Name: Ungleicher Holzbohrer
Wissenschaftlicher Name: Xyleborus (Anisandrus) dispar

Der Ungleiche Holzbohrer ist weitverbreitet, tritt aber nur lokal auf. Meist werden einzelne Bäume einer Anlage befallen, welche bereits infolge Mäusefraßes, Frosteinwirkung, Nährstoffmangels oder sonstigen Stresses geschwächt sind. Jungbäume auf schwach wachsenden Unterlagen, wie z. B. P22 oder M27, sind zudem befallsgefährdet. Schädigend sind die weiblichen Käfer. Diese bohren sich im Frühjahr bis ins Splintholz der Bäume und legen dort Gangsysteme an, in welche sie anschließend ihre Eier ablegen. Die Regulierung des Ungleichen Holzbohrers ist schwierig; sind die Käfer einmal in der Anlage, bekommt man sie so schnell nicht wieder los. Neben Apfel werden Birne, Kirsche und viele weitere Baumarten befallen.

Biologie

Aussehen
Der Name „Ungleicher Holzbohrer“ geht auf das unterschiedliche Aussehen von Weibchen und Männchen zurück. Die männlichen Käfer sind 1,5-2 mm groß. Ihr Körper ist gedrungen und kugelig. Sie können nicht fliegen. Die flugfähigen Weibchen sind 3-3,5 mm lang und walzenförmig. Beide sind dunkelbraun bis schwarz. Die gelblichen Eier werden in Gruppen im Holzteil der Bäume abgelegt. Die im Holz lebenden, beinlosen Larven sind hellgelb mit braunem Kopf. Sie erreichen eine Länge von etwa 3 mm.

Lebensweise
Bei warmem sonnigem Wetter im Frühjahr (ab exakt 18°C) schwärmen die Weibchen aus und suchen neue Wirtsbäume. Sie bohren sich senkrecht in die Rinde und weiter bis zum Splintholz. Dabei schleppen sie eine Pilzart, die Ambrosiapilze, ein. In zylindrisch angelegten Brutgängen legen die Weibchen während ihres Lebens bis zu 50 Eier ab. Die sich entwickelnden Larven ernähren sich von Mai bis Juni im Muttergang vom Pilzmycel. Sie fressen kein Holz und richten somit keinen direkten Schaden am Baum an. Die Eiablage erstreckt sich über einige Wochen. Man findet deshalb Larven unterschiedlicher Entwicklungsstadien in den Gängen. Die Verpuppung beginnt ab Juni. Ende Juli/ Anfang August schlüpfen die ersten Käfer. Diese sind anfangs noch hellbraun. Sie überwintern, dicht gedrängt in den alten Brutgängen. Die Befruchtung erfolgt im zeitigen Frühjahr im Gangsystem. Die flugunfähigen Männchen sterben danach ab. Die begatteten Weibchen verlassen den Baum durch das Einbohrloch des Muttertieres und suchen sich neue Wirtsbäume.

Schadbild

Bevorzugt befallen werden geschwächte Bäume und Bäume auf schwach wachsenden Unterlagen (P22, M27). An der Rinde findet man 1-2 mm große Einbohrlöcher mit ausrieselndem weißen Bohrmehl. Der ausfließende Pflanzensaft wird schnell von Rußtaupilzen besiedelt, diese Stellen sind dunkler gefärbt und feucht. Im Splintholz von Stamm und dickeren Ästen verlaufen Gangsysteme, welche die Wasserversorgung einschränken. Bei Jungbäumen kann dies zum Absterben des gesamten Baumes führen.

Verwechslungsmöglichkeiten

Ein weiterer, zur Gattung Xyleborus zählender Käfer ist der Kleine Holzbohrer (X. saxeseni). Er kommt hauptsächlich an Apfel und Kirsche vor. Mit einer Länge von 2-2,5 mm ist er etwas kleiner als die Weibchen des Ungleichen Holzbohrers und auch dünner. Bei der Kontrolle der Alkoholfalle lassen sich beide Arten daher gut voneinander unterscheiden. Die Lebensweise ähnelt derer von X. dispar. Größere Schäden entstehen kaum, eine Bekämpfung ist selten notwendig. Pro Jahr werden zwei Generationen gebildet.

Kontrolle

Befallene Bäume und Pflanzenteile sollten im zeitigen Frühjahr noch vor dem Ausfliegen der Jungkäfer gerodet und verbrannt werden. Eine Kontrollmethode und zugleich Bekämpfungsmaßnahme stellt das Aufhängen von Alkoholfallen vor Flugbeginn dar. Die weiblichen Käfer werden dabei durch Ethylalkohol, der eine ähnliche Lockwirkung wie geschwächte Bäume hat, angelockt und auf Leimtafeln oder direkt im Alkohol (Prallteller) abgefangen. Zum Nachzeichnen des Flugverlaufs genügt 1 Falle/ ha. Werden weniger als 20 Käfer gefangen, besteht eine geringe Befallsgefahr. Zum Massenabfang sind mindestens 8 Fallen/ ha nötig. Im April und Mai sollten die Baumstämme auf frische Bohrlöcher und schwarze Verfärbungen kontrolliert werden.

Bekämpfung

Eine chemische Bekämpfung scheidet aus, da kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel existiert. Die Käfer halten sich ohnehin nur kurz an der Oberfläche auf, im Gangsystem sind sie geschützt. Gesunde Bäume werden nur in Ausnahmefällen befallen. Es sollten daher alle Maßnahmen ergriffen werden, die den Gesundheitsstatus der Bäume fördern. Schwach wachsende „ruhige“ Bäume mit gleichzeitig hohen Erträgen und guter Fruchtqualität sind das Ziel im heutigen Erwerbsobstanbau. Diese Anbauweise fördert indirekt das Auftreten des Holzbohrers.