Obstbaumspinnmilbe

Ordnung: Milben (Acari)
Familie: Spinnmilben (Tetranychidae)
Deutscher Name: Obstbaumspinnmilbe „Rote Spinne“
Wissenschaftlicher Name: Panonychus ulmi

Die Obstbaumspinnmilbe ist einer der bedeutendsten Schädlinge im Obstanbau. Sie lebt auf den verschiedensten Pflanzen, darunter auch Obstbäume und viele Wildpflanzen. Diesem Zustand hat sie ihre weite Verbreitung zu verdanken. Besonders häufig werden Apfel, hier vor allem die Sorten Braeburn, Gala, Elstar, Cox-Orange und Fuji sowie Zwetschgen befallen. Bei Birne und Kirsche tritt sie deutlich seltener auf. Positiven Einfluss auf ihre Vermehrung haben hohe Temperaturen bei gleichzeitig trockener Witterung. In den letzten Jahren traten zunehmend Resistenzprobleme gegenüber chemischen Wirkstoffen auf.

Biologie

Aussehen
Die Weibchen sind 0,4 mm groß. Auf dem ovalen, rotbraunen Körper befinden sich helle Warzen mit langen steifen Borsten. Die Männchen sind etwas kleiner. Ihr Hinterleib ist zugespitzt, was dem Körper eine Birnenform verleiht. Sie sind bleich gelbgrün bis hellrot, am Kopf befinden sich zwei rote Augenflecke. Beide Geschlechter besitzen acht Beine. Zur Nahrungsaufnahme sind sie mit stechend saugenden Mundwerkzeugen ausgestattet. Die Larve hat sechs Beine, die darauffolgenden zwei Nymphenstadium haben bereits acht Beine, wie die Elterntiere. Larven und Nymphen sehen den Adulten recht ähnlich. Die bei der Astprobe untersuchten glänzend dunkelroten Wintereier haben einen Durchmesser von 0,17 mm. Bei starker Vergrößerung erkennt man ihre Zwiebelform. Man findet sie an Astrillen, Fruchtnarben und Astverzweigungen, hauptsächlich an der Unterseite (Schattenseite) und Nordseite. Die Sommereier sind etwas blasser und an der Unterseite der Blätter zu finden.

Lebenszyklus
Die Überwinterung erfolgt im Eistadium. Ab Beginn der Blüte schlüpfen die Junglarven. Nach zwei darauffolgenden Nymphenstadium mit zwischengeschalteten Ruhezeiten erscheinen die adulten Milben. Deren Weibchen breiten sich weiter aus und besiedeln die jungen Blätter. Mitte/ Ende Mai legen sie ihre Sommereier zwischen die Blatthaare der Blattunterseite ab. Die Entwicklungszeit vom Ei bis zum ausgewachsenen Tier beträgt etwa vier Wochen, bei höheren Temperaturen verkürzt sie sich entsprechend. Pro Jahr werden 6-8 Generationen gebildet. Die Populationsdichte wird anhand der Witterung und dem Nahrungsangebot reguliert. Warme und trockene Witterung führt zu einem sprunghaften Anstieg, hingegen verursacht Wind in Verbindung mit Regen eine hohe Sterblichkeit der Tiere. Gut mit Stickstoff versorgte Blätter begünstigen die Spinnmilbenpopulation.

Schadbild

Saugschäden sind ab der Blüte an den jungen Blättern festzustellen. Infolge des Blattgrünverlustes zeigen sie eine helle, bronzefarbene Sprenkelung. Diese ist zunächst nur entlang der Hauptader zu sehen, später kann das gesamte Blatt betroffen sein. Der damit einhergehende Verlust an Assimilationsfläche führt zu einem reduzierten Triebwachstum. Nachteilige Auswirkungen auf Fruchtgröße und Ausfärbung sind möglich. Starker Befall im Frühjahr in der Zellwachstumsphase führt zur Berostung der Fruchthaut. Vorzeitiger Blattfall und verringerter Blütenansatz im Folgejahr können zudem die Folgen eines starken Befalls sein.

Kontrolle

Zu Vegetationsbeginn sollten Astprobenkontrollen auf Wintereier durchgeführt werden. Die Schadensschwelle liegt bei 1000 Eiern (ohne Raubmilbenbesatz) bzw. bei 2000 Eiern (mit Raubmilbenbesatz) bezogen auf 2m untersuchtes Fruchtholz. Regelmäßige visuelle Kontrollen der Blätter geben Hinweise auf die Befallssituation während der Vegetation. Bis zum Frühsommer ist die Schadensschwelle mit 60-70 % befallener älterer Blätter ausgewiesen. Im Juli und August werden Blattproben aus dem mittleren Bereich der Langtriebe genommen. 30-40 % Befall können hierbei toleriert werden. Rostmilben mit beachten.

Bekämpfung

Wird bei der Astprobenkontrolle die Schadensschwelle überschritten, kann ab Stadium Grüne Knospe, also noch vor dem Schlupf der ersten Junglarven, eine Ölbehandlung bei warmer Witterung ausgebracht werden. Die Wasseraufwandmenge sollte hoch sein, um eine möglichst gute Benetzung des Baumes zu erreichen. Starkem Befall im Sommer kann durch den Einsatz von Akariziden entgegengewirkt werden. Die unterschiedlichen Präparate wirken selektiv auf ein bestimmtes Entwicklungsstadium der Milben (Sommereier, frisch geschlüpfte Larven, etc.). Deshalb müssen die Spritzungen genau terminiert werden. Aufgrund der hohen Vermehrungsrate und der kurzen Generationsfolgen der Spinnmilben, aber auch durch falsch terminierte Behandlungen, kann es bei mehrfacher Anwendung dieser Mittel zu Minderwirkungen und Resistenzen kommen. Raubmilben sind die wichtigsten natürlichen Gegenspieler der Spinnmilben. Bereits 30% mit Raubmilben besetzter Blätter können das Spinnmilbenaufkommen ausreichend regulieren. Bei der Mittelwahl sollte deren Schonung im Vordergrund stehen. Gegebenenfalls können die Raubmilben auch von außen über bereits besiedelte Triebe eingebracht werden.