Apfelblütenstecher

Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Rüsselkäfer (Curculionidae)
Deutscher Name: Apfelblütenstecher
Wissenschaftlicher Name: Anthonomus pomorum

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Apfelblütenstecher einer der gefürchtetsten Schädlinge im Apfelanbau. Heute ist er zwar immer noch weit verbreitet, in den Obstanlagen wird er aber nur bei hohem Aufkommen und gleichzeitig geringem Blütenansatz zum Problem. Ähnlich wie bei Sägewespe und Frostspanner schaukelt sich der Befall von Jahr zu Jahr langsam nach oben.

Biologie

Aussehen
Der Käfer erreicht eine Länge von 3,5 bis 6mm. Der Körper ist dunkelbraun-schwarz und behaart, auf den Flügeldecken ist eine grauweiße V-förmige Binde zu sehen. Zwischen Flügeldecken und Brustteil (Thorax) befindet sich ein auffälliger weißer Fleck. Die Fühler haben, im Gegensatz zu anderen Rüsselkäferarten, ein sehr langes Basalfühlerglied. Die Eier sind oval (0,7x0,5mm), weiß und durchscheinend. Die 6-8mm lange, fußlose Larve ist weißlich mit einer dunkelbraunen Kopfkapsel. Während ihrer 2 bis 4-wöchigen Entwicklung wird sie gelblich. Die Puppe ist blassgelb und hat eine Länge von 4 bis 5 mm.

Lebensweise
Der Apfelblütenstecher überwintert als Käfer unter der Rinde, im Laubstreu und anderen geschützten Stellen. Häufig suchen sie sich auch geeignete Plätze in benachbarten Wäldchen, Hecken und Gräben. Zum Knospenschwellen (Temp.>10°C) werden die Käfer wieder aktiv und fliegen in die Obstanlagen zurück. Nach einem etwa 10-tägigen Reifungsfraß an den Knospen beginnt die Eiablage. Die Weibchen nagen ein kleines Loch in die Knospe und legen darin ein einzelnes Ei ab. Ein Weibchen kann bis zu 50 Eier legen. Nach etwa 10 Tagen schlüpfen die Larven. In der Zeit bis zur Verpuppung (2-4 Wochen) leben diese im Schutze der Knospe und ernähren sich vom Blüteninneren (Griffel, Staubbeutel, Blütenblätter). Die Käfer schlüpfen im Juni und verlassen die vertrocknete Blütenknospe. Sie fressen noch einige Zeit an der Unterseite der Blätter und zum Teil an Früchten bevor sie ihr Winterquartier aufsuchen. Es tritt nur eine Generation pro Jahr auf.

Schadbild

Mitte März findet man kleine Löcher an den Knospen (Reifungsfraß), verursacht von den überwinternden Käfern. Die Eiablage erfolgt ziemlich früh im Grünknospenstadium, bei schlechtem Wetter entsprechend verzögert. Sie zeigt sich an punktförmigen Nagestellen aus denen häufig eine bräunliche Flüssigkeit austritt. Befallene Blütenknospen entwickeln sich infolge des Larvenfraßes nicht weiter. Die Blütenblätter vertrocknen und bilden ein charakteristisches braunes „Köpfchen“. Der Blattfraß der geschlüpften Käfer ist unbedeutend.

Kontrolle

Bei der Überlegung einer Bekämpfung sollte Blütenansatz, Waldnähe und Vorjahresbefall berücksichtigt werden. Stärker gefährdet sind Anlagen mit starkem Vorjahresbefall und waldnahe Standorte. In Jahren mit gutem Blütenansatz ist ein schwacher Befall durchaus günstig wegen des Ausdünnungseffektes, ein starker Befall bei gleichzeitig geringer Blüte führt hingegen zu erheblichen Ertragsausfällen. Die Schadschwelle bei normaler Blüte liegt bei 10-40 Käfer/ 100 geklopfter Äste (Vorjahresbefall) und bei visueller Kontrolle bei 10-15 Einstichen je 100 Knospen (Grünknospenstadium).

Bekämpfung

Eine Bekämpfung muss vor der Eiablage und noch während des Reifungsfraßes der Käfer erfolgen. Hat die Blütenknospe das Mausohrstadium erreicht, ist es für eine Bekämpfung zu spät. Die frühe Blattlausbekämpfung hat eine Nebenwirkung auf den Apfelblütenstecher. Die Spritzung sollte in den Mittagsstunden bei Temperaturen über 12 °C ausgebracht werden. Zu diesem Zeitpunkt sind die Käfer aktiv und nehmen beim Naschfraß viel Wirkstoff auf.