Apfelbaumglasflügler
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Glasflügler (Aegeriidae)
Deutscher Name: Apfelbaumglasflügler
Wissenschaftlicher Name: Synanthedon myopaeformis
Der Apfelbaumglasflügler tritt neben Apfel und Birne auch an Quitte, Pflaume, Kirsche und Weißdorn auf. Lokal kann der Befall sehr hoch und von wirtschaftlicher Bedeutung sein. Schädigend sind nicht die wespenähnlichen Falter, sondern die Raupen. Diese bohren sich in den Stamm ein und entwickeln sich dort innerhalb knapp zwei Jahre zum Falter. Infolge ihrer Fraßtätigkeit und des Schaffens natürlicher Eintrittspforten für Krankheitserreger, hauptsächlich Obstbaumkrebs und Rindenbrand, werden die befallenen Bäume zum Teil sehr geschwächt. Dies kann bis zum Absterben führen. Besonders gefährdet sind Spindelbäume in Intensivanlagen, Junganlagen und bereits kränkelnde Bäume. Bei der Regulierung kann auf die Pheromonverwirrung zurückgegriffen werden.
Biologie
Aussehen
Die weiblichen Falter sind etwa 15-20 mm lang. Ihr Körper ist schwarzblau mit einem auffälligen roten Querband auf dem Hinterleib. Die Männchen sind etwas kleiner und schlanker als die Weibchen und haben eine weiße Bauchseite. Die Bezeichnung „Glasflügler“ haben sie ihren glasartig durchscheinenden (ohne Schuppen), blauschimmernden Flügeln zu verdanken. Diese sind schwarz eingefasst und erreichen eine Flügelspannweite von 21-25 mm. Ausgewachsene Raupen sind cremig-weiß bis rosa mit hellbraunem Kopf und kurzen Bauchfüßen. Sie erreichen eine Länge von 25 mm. Man bekommt sie kaum zu Gesicht, da sie unter der Rinde von Stämmen und dickeren Ästen leben.
Die blassbraune, etwa 10-13 mm lange Puppe ragt zum Falterschlupf aus dem Einbohrloch heraus. Die beigefarbigen Eier sind 0,5 mm groß und werden einzeln, bevorzugt im unteren Stammbereich und an Schnittwunden abgelegt.
Lebensweise
Die Falter schlüpfen ab Ende Mai, der Hauptflug ist von Juni bis August. Bei sonnigem und warmem Wetter (Temp. >15 °C) sind die Tiere aktiv. Die Weibchen legen bis zu 200 Eier einzeln, bevorzugt im Unterlagenbereich an Adventivwurzelbüscheln ab. Zuweilen findet man die Eier auch an Schnittstellen und Krebswucherungen. Zehn bis zwölf Tage später schlüpfen die Raupen und bohren sich sogleich in die Rinde. Während ihrer knapp 2-jährigen Entwicklung im Kambiumbereich ernähren sie sich vom Rindengewebe. Im Mai und Juni erfolgt die Verpuppung dicht unter der Rindenoberfläche in einem schwachen Kokon. Nach einer Puppenruhe von 2-3 Wochen verlässt die Puppe den Kokon und schiebt sich etwa bis zur Hälfte durch die Rinde nach außen. Dies erleichtert den anschließenden Falterschlupf. Aufgrund der langen Entwicklungszeit von 2 Jahren findet man auf dem gleichen Baum 1- und 2-jährige Raupen, welche zu mehreren unter der Rinde leben. Unter sehr günstigen Bedingungen findet der Falterflug bereits im ersten Jahr nach der Eiablage statt.
Schadbild
Nur die Raupen sind schädigend. Sie fressen unregelmäßig gewundene Gänge unter der Rinde im Kambiumbereich. Von außen ist der Befall an hellbraunen Kotkrümeln („Sägemehl“) um das Einbohrloch zu erkennen. Die Rinde lässt sich zudem leicht ablösen. Stark geschädigte Bäume zeigen weiche, schwärzliche Flecken auf der Rinde mit austretendem klebrigen Saft. Im schlimmsten Fall kann der gesamte Baum durch Unterbrechung des Saftstromes absterben. Vorwiegend befallen werden der untere Stammbereich, Krebswunden und Stellen mit Rindenverletzungen. Die Einbohrlöcher sind zudem natürliche Eintrittspforten für Krankheitserreger, wie zum Beispiel den Obstbaumkrebs, welche Sekundärinfektionen hervorrufen.
Kontrolle
Es sollten Kontrollen auf Einbohrstellen an der Rinde, besonders im unteren Stammbereich, durchgeführt werden. Dies kann parallel zum Auskrebsen erfolgen. Mittels Pheromonfallen kann der Flugverlauf nachgezeichnet und der Befallsdruck abgeschätzt werden.
Vorbeugende Maßnahmen und natürliche Gegenspieler
Der Befall ist abhängig von Wuchs, Gesundheitsstatus und Unterlage des Baumes. Hochveredelte Bäume auf schwachwachsenden Unterlagen (M9) werden aufgrund ihres schwachen Wachstums gerne befallen. Adventivwurzelansätze an der Stammbasis sind infolge ihrer gefurchten Oberfläche beliebte Eiablageplätze. Hoher Unkrautbewuchs um die Stammbasis fördert, infolge der ständig feucht gehaltenen Rinde, die Luftwurzelbildung und begünstigt den Befall. Sauber gehaltene Baumstreifen wirken dem entgegen. Desweiteren werden an Wundgeweben Eier abgelegt. Verletzungen sollten deshalb vermieden und Krebswucherungen ausgeschnitten werden. Bereits rindengeschädigte Bäume sollten ausgeschnitten und zugestrichen werden. Natürliche Feinde des Apfelbaumglasflüglers sind Schlupfwespen, Eiräuber und Vögel, hier allen voran die Spechte.
Bekämpfung
Die chemische Bekämpfung gestaltet sich sehr schwierig und ist meist unbefriedigend. Sie richtet sich gegen die frisch geschlüpften Räupchen im Sommer. Eine gute Benetzung, besonders der Stammpartien, ist wichtig. In neuerer Zeit kommt vermehrt die Pheromonverwirrung zum Einsatz. Die wirksamste, wenn auch zeitaufwändigste Art der Regulierung ist das Ausschneiden und Zustreichen befallener Stellen von Hand.