Außenbetrieb

Die Stiftung Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) und ihre Versuchsfelder befinden sich größtenteils auf einem etwa 28 ha großen Areal östlich von Ravensburg, das im Besitz des Landes Baden-Württemberg ist. Die Flächen sind dem Ortsteil Bavendorf der Ortschaft Taldorf zugeordnet, einer Teilgemeinde der Großen Kreisstadt Ravensburg. Dazu kommen der "Modell- und Versuchsbetrieb für ökologischen Obstbau" in Eschau mit 18 ha, sowie knapp 7 ha weiteren Pachtflächen im Umkreis.

Versuchsbetrieb

Der Versuchsbetrieb am KOB bietet mit seinen umfangreichen Obstanlagen hervorragende Möglichkeiten für die angewandte Forschung. Ebenso dienen die Anlagen als Demonstrationsgarten für die Obstbauberatung und die Obstbaupraxis sowie als Lehrobjekt zur Schulung von Auszubildenden im Obstbau und den interessierten Hobbyanbauer.
Rund 90% der Obstkulturflächen nimmt der Apfel ein und hat damit den wichtigsten Stellenwert, auf den restlichen 10% werden Steinobst, Birnen und Beeren angebaut.
Ebenso werden Anbaufragen bei der Aprikose und Feige untersucht.
Ergänzend dazu ist der Lehr- und Schaugarten zu nennen, der einen guten Überblick zu vielen weiteren, im Bodenseeklima anbauwürdigen Obstarten gibt.

Standort/Klima

Das KOB befindet sich in der oberschwäbischen Jungmoränen-Landschaft an einem leicht gegen Osten geneigten Hang. Die Lage ist mit 470-500m Höhe über NN um bis zu 100m über dem Niveau des Bodensees.
Klimatisch gesehen ist dies für die Region Bodensee eine mittlere Lage in Bezug auf die Obstblüte und Fruchtreife. Bundesweit betrachtet ist der Standort den eher später reifenden Anbaugebieten zuzuordnen.
Die Aufzeichnungen der betriebseigenen Wetterstation bestätigen dies mit der langjährig gemessenen durchschnittlichen Jahresmitteltemperatur von 8,2° C (Durchschnitt Deutschland ca. 9,0° C). Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge beträgt 950mm. Die niederschlagsreichen Monate liegen zur Blütezeit im Mai und über den Sommer.

Boden

Der Bodentyp wird als Pseudogley- Parabraunerde von geringer Entkalkungstiefe klassifiziert und ist aus den eiszeitlichen Ablagerungen einer tonig-lehmigen Würmgrundmoräne durch Verwitterung entstanden.

Dies ist eine recht schwere, lehmige Erde, deren Vorteil eine während Trockenzeiten lang anhaltende Versorgung der Pflanzen mit Feuchtigkeit ist. Daneben weist der Boden aufgrund des ca. 5%igen Tonanteils ein hohes Adsorptionsvermögen für Nährstoffe auf. Die Bodenzahl liegt zwischen 55 und 60 Punkten. Während anhaltender Feuchteperioden sind die vernässenden, zu sauerstoffarmen Bodenbedingungen führenden Wirkungen als nachteilig anzusehen. Über die Winterzeit ist der Boden häufig wassergesättigt und damit kalt, was zu einem späteren Pflanzenaustrieb und leicht verzögerter Blüte führt. Oft sind Bodenbearbeitungsmaßnahmen und Pflanzarbeiten durch die Bodenfeuchte deutlich behindert.

Bewirtschaftung

Die Flächen werden nach den Grundsätzen der ‘Integrierten Produktion’ bewirtschaftet. In beinahe jedem Versuch ist eine der Apfel-Standardsorten ‘Jonagold’, ‘Elstar’, ‘Golden Delicious’, ‘Gala’ oder ‘Braeburn’ vertreten. Fast alle Quartiere sind inzwischen mit der dritten Generation von Obstbäumen bepflanzt. Das gut 2 ha umfassende Öko-Quartier wird gemäß den Richtlinien des Bioland-Verbands bewirtschaftet. Die Haupt-Bio-Apfelsorte ist ‚Topaz’.

Zur Bodenvorbereitung zwischen Folgepflanzungen wird meist tiefengelockert und möglichst während einem Jahr Gründüngung (z.B. Ölrettich, Bokharaklee) angebaut. Standard-Bodenpflege ist das Mulchen der Wiese mit möglichst schmalem Herbizidstreifen. Soweit möglich, besonders während der ersten Jahre nach der Neupflanzung, wird der Baumstreifen auch mechanisch unkrautfrei gehalten. Die mechanische Beikrautregulierung ist im ökologischen Anbau zwingend vorgegeben.

Die Düngung richtet sich nach den Ergebnissen der Bodenuntersuchung. Anzustrebende Werte für das Versuchsfeld sind: pH 6,0 - 6,5, Phosphor 10 - 20 mg, Kalium 20 - 30 mg, Magnesium 7 -15 mg je 100g Boden.

Da kein chemisches Präparat explizit und kontinuierlich zur Fruchtausdünnung zur Verfügung steht, werden Versuche mit Blattdüngern, Harnstoff, Blühstimulatoren und weiteren düngemittelähnlichen Stoffen durchgeführt. Daneben hat sich die mechanische Behangsregulierung mit Ausdünnmaschinen etabliert. Eine zusätzliche Handausdünnung ist meist erforderlich. Die angestrebten Fruchtbehangdichten liegen bei 7 - 9 nach der Zählmethode von Winter.

Die Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes werden durch gezielte Förderung der natürlichen Feinde von Schaderregern unterstützt. In allen Quartieren konnten inzwischen Raubmilben angesiedelt werden. Die Ernte erfolgt unter genauer Kontrolle des Reifefortschritts nach der Streif-Methode in mehreren Pflücken, wobei der Fruchtertrag der Versuchsbäume festgehalten wird. Gewichts-, Größen- und Farb-Sortierung sowie die Bonitierung nach Qualitätskriterien ist nach der Ernte, bzw. Auslagerung mit einer modernen Sortiermaschine möglich. Bei der Lagerung werden die technischen Möglichkeiten der CA/ULO-Lagerung genutzt.