Raubmilben
Ordnung: Milben
Familie: Phytoseiidae (Typhlodromus pyri, Amblyseius andersoni) und Stigmaeidae (Zetzella mali)
Deutscher Name: Raubmilben
Die Raubmilben zählen zu den bedeutendsten Nützlingen im Obstanbau. Als Gegenspieler schädlicher Milben tragen sie wesentlich zur natürlichen Reduktion von Spinn- und Rostmilben bei. Bereits ein Anteil von 1/3 mit Raubmilben besetzter Blätter kann das Spinnmilbenaufkommen ausreichend regulieren. Als „Schutzräuber“ sind sie immer in den Anlagen vorhanden. Dies gilt natürlich nur, wenn bestimmte Regeln im Pflanzenschutz beachtet werden, denn: Raubmilben reagieren sehr empfindlich auf manche Pflanzenschutzmittel. Der Einsatz raubmilbenschonender Präparate sollte daher bei der Mittelwahl im Vordergrund stehen. In Notzeiten, wenn keine tierische Beute zur Verfügung steht, weichen sie auf pflanzliche Nahrung aus. An Obstgehölzen findet man etwa 30 verschiedene Raubmilbenarten. T. pyri ist die Wichtigste im Apfelanbau. Auf Hecken und älteren Bäumen trifft man häufig Amblyseius andersoni an.
Biologie
Aussehen
Familie: Phytoseiidae
In punkto Größe sind sie den Spinnmilben sehr ähnlich. Die 0,25 mm großen Männchen sind etwas kleiner als ihre weiblichen Artgenossen (0,34 mm). Ihr ovaler Körper hat eine glatte, glänzende Oberfläche. Je nach Art der Nahrung ist er weiß-gelblich gefärbt. Rotfärbung tritt eher selten auf. Die adulten Tiere sind äußerst beweglich. Die vier Beinpaare ermöglichen ihnen bei warmem Wetter eine rasche Fortbewegung. Das vordere Beinpaar ist zudem stark verlängert, dies ist das charakteristische Erkennungsmerkmal. Die rundlichen Eier sind weiß durchscheinend. Sie werden auf der Blattunterseite, geschützt in der Rille der Hauptblattader abgelegt.
Familie: Stigmaeidae
Zetzella mali besitzt einen deutlich rötlich-gelb gefärbten, ovalen Körper. Die Beine sind im Vergleich zu den oben beschriebenen Arten relativ kurz. Sie bewegt sich nur langsam fort. Ihre Hauptnahrung sind Rostmilben und die Eier der Obstbaumspinnmilbe. Diese Art lässt sich nur schwer von den anderen indifferenten Arten unterscheiden.
Lebensweise
Die Weibchen überdauern die kalte Jahreszeit unter Rindenschuppen, an verkorkten Schnittstellen und anderen geschützten Stellen am Apfelbaum. Im Frühling werden sie aktiv. Zunächst besiedeln sie die Blätter bevor sie zur Blüte mit der Eiablage beginnen. Das Jahr über werden 3-5, sich zum Teil überschneidende Generationen gebildet. Auf den Blättern sind deshalb während der gesamten Vegetationsperiode Raubmilben vorhanden. Man findet sie hauptsächlich auf der Blattunterseite. Die Ausbreitung im Bestand geht rasch vor sich. Zum Teil werden die Raubmilben vom Wind bis in die Nachbarreihen getragen.
Bedeutung
Die Nahrung der Raubmilben ist mannigfaltig. Sie gelten als gefräßige Räuber von Spinnmilben, anderen Milben und deren Eier. Sogar kleinen Insekten werden verspeist. Mit ihrem spitzigen Kiefer und ihren langen Mundwerkzeugen stechen sie die Beute an und saugen sie aus. Eine Populationsdichte von nur 0,5-1 Raubmilbe pro Blatt kann beispielsweise die Spinnmilbe unterhalb der wirtschaftlichen Schadensschwelle halten. Bei Mangel an tierischer Beute weichen sie auf pflanzliche Nahrungsquellen, wie Pollen, Pilzsporen, Honigtau und Pflanzensaft, aus. Raubmilben gelten als sogenannte „Schutzräuber“. Bei einem sprunghaften Anstieg der Spinnmilbenpopulation können sie sofort eingreifen. An älteren Bäumen mit genügend Versteckmöglichkeiten und bei schonender Spritzfolge sind Raubmilben immer in den Anlagen präsent.
Schonung und Förderung
Raubmilben reagieren sehr empfindlich auf Insektizide und Fungizide, hier besonders schwefelhaltige Präparate. Es sollten daher nur raubmilbenschonende Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Eine natürliche Ansiedlung von Raubmilben ist möglich. Sie empfiehlt sich vor allem in Junganlagen. Im Sommer werden hierfür Triebe aus gut mit Raubmilben besiedelten Anlagen in die noch jungen Bäume gehängt. Eine weitere Möglichkeit ist das Einbringen bereits besiedelter Kokosstricke und Filzbänder im Winterhalbjahr. Diese wurden den Sommer über um Äste und Stämme älterer Bäume mit erwartungsgemäß hohem Raubmilbenbesatz gewickelt. Die Raubmilben nehmen diese Materialien gerne als Versteck an und ziehen sich noch vor dem Blattfall in diese zur Überwinterung zurück.
Kontrolle
Die Astprobenkontrolle im Winter gibt erste Rückschlüsse bezüglich des nachfolgenden Aufkommens im Frühjahr und Sommer. Beliebte Verstecke sind alte Schnittwunden und ausgefranste Rindenverletzungen. Die Blattunterseite kann im Frühsommer visuell auf Raubmilbenbesatz kontrolliert werden.
Beobachtungen aus der Praxis
- Neupflanzungen werden sehr schnell von Raubmilben besiedelt, wenn in ihrer direkten Umgebung Obstanlagen mit Raubmilbenbesatz stehen.
- Im Frühjahr sind noch wenig Raubmilben unterwegs. Nach der 1. Generation
sind sie leichter zu finden, meist an der Hauptblattader auf der Blattunterseite älterer Blätter im Bauminneren - Schilde der abgestorbenen Großen Obstbaumschildlaus werden sehr gerne als Versteckmöglichkeit genutzt, vor allem die Schilde parasitierter Schildläuse mit Schlupfloch.