Marienkäfer

Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Marienkäfer (Coccinellidae)
Verschiedene Marienkäfer-Arten

In Mitteleuropa treten mehr als 70 Arten von Marienkäfern auf. Der Großteil von ihnen ernährt sich von Blattläusen, einige von Schildläusen, die restlichen Arten haben sich auf den Verzehr von Spinnmilben und Mehltaupilzen spezialisiert. Sowohl Käfer als auch Larven leben räuberisch und sind sehr gefräßig. Die einzelnen Arten lassen sich anhand der sehr variantenreichen Ausfärbung der Flügeldecken unterscheiden. Bei der Eindämmung von Schädlingspopulationen in Obstanlagen haben die Marienkäfer eine regulierende Wirkung, ihre Bedeutung bei der biologischen Bekämpfung darf aber nicht überschätzt werden. Wie viele andere Nützlingsarten, treten sie meist erst in wirksamer Weise auf, wenn eine große Anzahl Futtertiere (Schädlinge) vorhanden sind. Oft ist der Schaden dann bereits vorhanden.

Biologie

Aussehen
Marienkäfer sind bekannt durch ihre halbkugelige Form und ihre auffällig gefärbten Deckflügel. Einzelne Arten können anhand charakteristischer Punkte, Flecken und Zeichnungsmuster auf den Flügeldecken unterschieden werden. Selbst innerhalb einer Art variiert die Gestaltung und Ausfärbung der Flügeldecken sehr stark. Marienkäfer besitzen zwei Flügelpaare. Die Vorderflügel (Deckflügel) sind verhärtet und überziehen den ganzen Hinterkörper. Darunter liegen die häutigen Hinterflügel, die beim Fliegen als Antrieb wirken. Die Körperunterseite ist flach. Die Eier sind meist gelblich, oval und werden stehend einzeln oder in Gruppen, bevorzugt in die Nähe von Schädlingskolonien abgelegt. Die äußerst lebhaften Larven haben einen spindelförmigen, stark segmentierten Körper und drei gut entwickelte Beinpaare. Auffällig sind die an der Oberseite befindlichen Warzen mit Borsten oder Wachsausscheidungen. Als gefräßige Räuber haben die Larven und Käfer kräftig ausgebildete Mundwerkzeuge. Die halbkugelförmigen Puppen sind mit dem Hinterleib an ein Blatt geheftet.

Lebensweise
Die Überwinterung erfolgt als Käfer an trockenen geschützten Stellen. Im Frühjahr werden die Käfer aktiv. Die Weibchen legen über mehrere Wochen hinweg Hunderte von Eiern, meist an die Unterseite der Blätter. Die geschlüpften Larven verfügen zum Teil über eine sehr geringe Wirtsfindung. Aus diesem Grund legen die Weibchen ihre Eier auch bevorzugt in die Nähe von Schädlingskolonien. Bis zum adulten Tier werden vier Larvenstadien und ein Puppenstadium, während dem sich die Flügel entwickeln, durchgemacht. Die Anzahl der Generationen pro Jahr hängt von der Art, dem Nahrungsangebot und der Witterung ab.

Schonung und Förderung

Marienkäfer sind typische „Säuberungsräuber“. Sie werden durch einen Schädlingsbefall angelockt und legen hierfür ausgedehnte Wanderungen zurück. Um die Nützlinge in der Obstanlage zu halten, sollte deshalb ein Schädlingsaufkommen unterhalb der Schadschwelle toleriert werden. Bei hohem Beuteangebot nehmen Fraßleistung und Eiablage zu, eine Massenvermehrung der Schädlinge kann dennoch nicht immer verhindert werden. Naturnahe Biotope, wie Hecken, Steinmauern und Holzstapel, dienen den Käfern einerseits als Versteck zur Überwinterung, andererseits als Ausgangspunkt für eine Neubesiedlung der Anlage. Eine hohe Artenvielfalt von Marienkäfern entsteht nur, wenn gleichzeitig verschiedene Arten von Blattläusen vorhanden sind, denn jede Art hat ihr spezifisches Beutespektrum. Verschiedene Gehölz- und Staudenarten, wie z. B. Holunder und Schneeball, werden gerne von Blattläusen befallen. Ihr Vorhandensein erhöht somit indirekt die Artenzahl bei den Marienkäfern.

Mit der Klopfprobe und der visuellen Kontrolle kann der Marienkäferbesatz geschätzt werden. Alle Stadien der Marienkäfer reagieren sehr empfindlich auf bestimmte Insektizide. Viele der in der Integrierten Produktion zugelassenen Mittel sind marienkäferschonend. Andere dürfen höchstens 1x pro Saison ausgebracht werden.

Die wichtigsten Arten in Obstanlagen

Der Siebenpunktmarienkäfer (Coccinella septempunctata) ist mit einer Länge von 6-8 mm eine relativ großwüchsige Art unter den Marienkäfern. Auffallend sind die 7 schwarzen Punkte auf den sonst orange-rot gefärbten Flügeldecken (je Flügel 3 Punkte, 1 Punkt an der Flügelbasis). Kopf, Brustteil, Beine und Unterseite sind schwarz. An den vorderen Ecken des Brustteils befindet sich jeweils ein weißer Fleck. Der Siebenpunktmarienkäfer fliegt schon vor und während der Apfelblüte. Der Populationshöhepunkt ist jedoch erst im Sommer, wenn ausreichend Blattläuse, hier vor allem die Grüne Apfelblattlaus, vorhanden sind. Er tritt bevorzugt in der Krautschicht, z. B. am Weißen Gänsefuß, auf. Dieser wird im Hochsommer gerne von Läusen besiedelt, was den gefräßigen Tieren entgegenkommt.

Der Zweipunktmarienkäfer (Adalia bipunctata) gilt ebenfalls als wichtiger Blattlausräuber. Gewöhnlich sind die Flügeldecken rot mit je einem schwarzen Punkt in der Mitte, daher auch die Namensgebung. Es treten jedoch viele weitere rote und schwarze Farbvarianten auf mit unterschiedlicher Anzahl an Punkten. Weibchen und Männchen sind zum Teil unterschiedlich gefärbt. Wichtigstes Erkennungsmerkmal ist die stets schwarze Körperunterseite. Adulte Käfer sind 3,5-5,5 mm groß. Die Käfer überwintern in Gruppen. Die gelben Eier werden in Gelegen in die Nähe von Blattlauskolonien abgelegt. Ein Weibchen legt zwischen 100 und 300 Eier. Populationshöhepunkt ist bereits im Frühjahr zur Zeit der 1. Generation von Graslaus und Grüner Apfelblattlaus. In den Sommermonaten sind alle Stadien zu finden. Die Käfer halten sich bevorzugt auf Büschen und Bäumen auf. Es wird eine Generation pro Jahr gebildet.

Der Vierfleckmarienkäfer (Exochomus quadripustulatus) ist spezialisiert auf Schildläuse mit Ausnahme der Kommaschildlaus. Daneben ist er auch ein bedeutender Räuber von Blatt- und Blutläusen.Seine größte Aktivität ist im Frühjahr. Der stark gekrümmte (halbkugelige) 3-5 mm lange Käfer ist glänzend schwarz mit 2 roten Flecken auf jeder Flügeldecke. Die Eier sind weiß und werden in kleinen Gelegen abgelegt.

Der kleinste Vertreter unter den Marienkäfer ist der Kugelkäfer (Stethorus punctillum) mit einer Größe von nur 1-1,5 mm. Er gilt als natürlicher Feind der Obstbaumspinnmilbe und ist ein wichtiger Regulationsfaktor bei starkem Spinnmilbenaufkommen. Die Käfer sind halbkugelig, schwarz, Beine und Fühler sind gelblich. Auffallend sind die dicht behaarten Flügeldecken. Die weißlichen Eier werden einzeln in die Nähe von Milbenkolonien abgelegt. Es treten 2 Generationen pro Jahr auf.