Gemeiner Ohrwurm

Ordnung: Ohrwürmer (Dermaptera)
Familie: Eigentliche Ohrwürmer (Forficulidae)
Deutscher Name: Gemeiner Ohrwurm
Wissenschaftlicher Name: Forficula auricularia

Ohrwürmer sind auf der ganzen Erde verbreitet, besonders jedoch in tropischen Gebieten. Bei uns ist der Gemeine Ohrwurm die am häufigsten anzutreffende Art. Er ist als dämmerungsaktiver Räuber von Blattläusen, Schmetterlingsraupen und Schildläusen ein gern gesehener Nützling in den Obstanlagen. Zur Förderung werden umgedrehte, mit Holzwolle gefüllte Blumentöpfe an die Bäume angebracht. In Jahren mit Massenvermehrung können infolge der Fraßtätigkeit auch Schäden an Blättern und Früchten entstehen. Allerdings sind eher die weichfrüchtigen Obstsorten wie Kirschen, Aprikosen und Pfirsiche gefährdet. Nur an vorgeschädigten Äpfeln und Birnen sind weitere Fraßschäden möglich.  Für den Menschen ist der Ohrwurm harmlos.

Biologie

Aussehen

Die Ohrwürmer besitzen einen länglichen dunkelbraunen Körper mit einem seitlich etwas aufgehellten Brustschild und drei gelblichen Beinpaaren. Unter den kurzen Deckflügeln befinden sich große, stark gefaltete und häutige Hinterflügel. Adulte Tiere können zwar fliegen, sie nutzen diese Fähigkeit jedoch kaum. Am Kopf sitzt ein Paar Antennen, die Mundwerkzeuge sind beißend-kauend. Die Weibchen sind mit 12-14 mm Länge etwas kleiner als ihre männlichen Artgenossen (13-17 mm). Kennzeichnend sind die Chitinzangen am Hinterleib. Sie dienen hauptsächlich zum Beutefang und zur Feindabwehr. Beim Männchen sind sie Hilfsinstrument bei der Paarung. Anhand der Zangenform lassen sich Männchen und Weibchen voneinander unterscheiden. Die Eier sind blassgelb und oval (1,3 x 0,8 mm). Die Nymphe ist heller braun.

Lebensweise

Die Ohrwürmer überwintern als adulte Tiere im Boden. Die Entwicklung läuft vom Ei über Nymphenstadien hin zum erwachsenen Tier. Im Frühjahr legen die Weibchen mehrere Eier in zuvor gegrabene Hohlräume im Boden. Bis zum Larvenschlupf und noch einige Zeit danach wird die Brut vom Weibchen bewacht („Brutpflege“). Nach vier- bis fünfmaliger Häutung („Nymphenstadien“) sind die Larven im Frühsommer ausgewachsen. Die Weibchen können ein zweites Mal Eier legen. Deren Larven entwickeln sich von Anfang Juli bis September. Die Tiere sind vor allem zur Zeit der Dämmerung und bei Nacht aktiv. Tagsüber sitzen sie in Verstecken unter Steinen, in Ritzen oder im Laub. Zum Teil findet man sie auch in, von Blattlauskolonien zusammengerollten Blättern oder in der Stielgrube kurzstieliger und paarig hängender Äpfel. Die Überwinterung erfolgt an geschützten Stellen hinter der Rinde.

Bedeutung und gelegentlich auftretende Schäden

Ohrwürmer sind Allesfresser. Sie ernähren sich hauptsächlich von tierischer Nahrung wie Blattläusen, Spinnmilben und anderen Obstschädlingen. Sie haben daher eine große Bedeutung bei der biologischen Schädlingsregulierung. Manchmal findet man auch angefressene Früchte, Blüten und Blätter, weshalb der Ohrwurm gelegentlich als Schädling eingestuft wird. Weichschalige Kirschen und Zwetschgen und rissige, vorgeschädigte oder berostete Äpfel zeigen zudem  Fraßschäden. Gesunde Früchte werden äußerst selten verletzt. Kothäufchen in der Stielgrube sind zudem zu finden.

Förderung

Zur Förderung der Ohrwürmer werden mit Holzwolle gefüllte Blumentöpfe („Ohrwurmtöpfe“) oder Bambusröhren in die Obstbäume gehängt. Diese dienen den Tieren als Unterschlupf, von dem aus sie des nachts ihre „Raubzüge“ starten. Sinnvoll ist das Ausbringen jedoch nur in Junganlagen; diese bieten, im Vergleich zu älteren Anlagen mit großen Baumkronen und Unterwuchs, wenig natürliche Unterschlupfmöglichkeiten. Bevor man die Behausungen in der Obstanlage verteilt, sollten sie bereits bewohnt sein. Im Frühjahr werden sie deshalb in die Nähe typischer Überwinterungsverstecke, z. B. Heckenränder, Reisighaufen, Laubstreu am Boden, etc. gebracht. Nach erfolgter Brutpflege werden die Behausungen im Sommer (ab Juni) von Ohrwürmern und anderen Insekten besiedelt. Daraufhin „hängt“ man sie mit Kontakt zu Stamm oder Ästen an die Obstbäume. Die Tiere können auf diese Weise bequem ihren Unterschlupf „zu Fuß“ erreichen.