Obstbaumkrebs
Deutscher Name: Obstbaumkrebs
Wissenschaftlicher Name: Hauptfruchtform: Neonectria ditissima (früher: Nectria galligena)
Der Obstbaumkrebs ist in niederschlagsreichen Regionen sehr verbreitet. Er tritt bevorzugt an Apfel- und Birnbäumen auf, jedoch werden auch andere Laubbäume, wie Esche, Speierling (Sorbus sp.), Pappel, Weide oder Ahorn befallen. Geschädigt werden junge und ältere Holzteile. Als Wundparasit ist er für eine Infektion auf natürliche oder mechanisch verursachte Eintrittspforten angewiesen. Dies können Frostrisse, Reibe- und Schnittstellen oder Hagelschläge sein, aber auch noch nicht vernarbte Blatt- und Fruchtansatzstellen im Herbst dienen dem Erreger des Obstbaumkrebses als natürliche Eintrittswege. Jungbäume sind besonders gefährdet, da ein Befall meist zur Rodung des gesamten Baumes führt. Ältere Bäume werden eher astweise geschädigt. Neben dem Holz werden auch die Früchte befallen. Es kommt zur Kelchfäule und später im Lager zur Nectria-Fruchtfäule.
Biologie
Infektionen werden durch Konidien und Ascosporen verursacht. Trifft eine Spore auf eine Wunde, keimt sie dort bei feuchter Witterung aus. Die Pilzfäden durchwuchern die Rinde und das Holz. 1-2 Monate später werden auf den abgestorbenen Rindenteilen die ersten weißlichen Konidienlager sichtbar. Nach sechs Monaten erscheinen reife, rote kugelige (Ø 0,5 mm) Fruchtkörper. Sie entlassen die Ascosporen. Die Konidien werden im Sommer gebildet, sie sorgen für eine Verbreitung innerhalb des Baumes. Die Fruchtkörper werden im Winter an älteren Krebsstellen gebildet. Ihre Ascosporen können mehrere hundert Meter weit fliegen und breiten die Krankheit im Bestand aus. Infektionen sind das ganze Jahr über möglich, hauptsächlich jedoch zwischen Spätsommer und Spätherbst. Bei der Ernte und beim Blattfall entstehen kleine Wunden an den Frucht- bzw. Blattstielnarben, welche bis zu ihrer Verholzung ideale Eintrittspforten für den Pilz bieten. Dies sind meist Erstinfektionen durch Sporen bereits befallener Bäume.
Anfällige Sorten:
Gala, Elstar, Rubens, Topaz, Cox-Orange, Goldparmäne und Braeburn.
Symptome
Befallene Triebe zeigen meist in der Nähe eines Auges einen kleinen, braun-rot gefärbten, eingesunkenen Fleck. Dieser vergrößert sich rasch, nach einiger Zeit platzt die Rinde auf. Infolge der eingeschränkten Nährstoff- und Wasserversorgung verdorrt der Zweig oberhalb der Krebswunde. Schneidet man die Befallsstelle flach an, erkennt man den scharf abgegrenzten Übergang von gesundem zu krankem Gewebe. An Stamm und älteren Ästen treten meist größere Befallsstellen in Form von offenen Wunden auf. Der Baum versucht diese durch Überwallungswülste zu verschließen, die Ausbreitung des Pilzes geht jedoch ungehindert weiter. Auf der abgestorbenen Rinde bilden sich anfangs gut sichtbare, weißliche Konidienlager, später erscheinen kugelige, rötliche Fruchtkörper, sogenannte Perithecien. Der Befall der Früchte steht in engem Zusammenhang mit dem Krebsaufkommen in der Anlage.
Beeinflussungsfaktoren und vorbeugende Maßnahmen
Beim Obstbaumkrebs kommt den vorbeugenden Maßnahmen besondere Bedeutung zu. Jegliche mechanische Verletzungen sollten vermieden werden. In bereits stark befallenen Anlagen sollten Schnittmaßnahmen nur bei trockener Witterung durchgeführt werden. Schlitzäste sollte man ganz entfernen. Starkes Treibwachstum wirkt zudem befallsfördernd, deshalb auf die Düngung und einen ausgewogenen Schnitt achten. Staunasse Standorte und Lagen mit hoher Luftfeuchte, Nebel und Frühfrösten sind zu meiden. Bei einer Neupflanzung sollte die Sortenanfälligkeit gegenüber Obstbaumkrebs berücksichtigt werden. Anfällig sind Cox-Orange, Berlepsch, Gala, Rubens, Topaz, Elstar, Idared, Braeburn, Goldparmäne und Fiesta. Fruchtkuchenkrebs entsteht häufig, wenn bei nassem Wetter geerntet wurde. Deshalb in Anlagen mit starkem Befall und bei anfälligen Sorten wenn möglich bei Trockenheit pflücken.
Bekämpfung
Befallsstellen an Stamm und dickeren Ästen werden bis ins gesunde Holz ausgeschnitten und mit Kupferbrühe oder Wundverschlussmittel verstrichen. Dies sollte möglichst bei trockener Witterung geschehen. Umgürtet die Befallsstelle den Stamm bereits, muss der Baum gerodet werden. Bei jungen Trieben wird der Ast handbreit unter der Krebsstelle abgeschnitten. Das Schnittgut sollte immer aus der Anlage entfernt und verbrannt werden, da sich der Pilz auf dem toten Holz weiterentwickeln und so neue Infektionen verursachen kann. Das gleiche gilt für die befallenen Früchte. Liegt infiziertes Holz im nassen Gras ist dort die Sporulation meist höher als am Baum.
Spritzungen sollten nur als unterstützende Maßnahme betrachtet werden. Eine Austriebsspritzung mit Kupfer hat sich bewährt. Kupferbehandlungen im Herbst zum Blattfall ziehen eine verminderte Falllaubzersetzung nach sich, was sich wiederum negativ auf das Schorfaufkommen auswirken kann. Der Nectria-Lagerfäule kann durch Lagerspritzungen im Herbst entgegengewirkt werden.