Kragenfäule
Deutscher Name: Kragenfäule
Wissenschaftlicher Name: Phytophthora sp.
Die Kragenfäule wird durch mehrere Arten der Gattung Phytophthora hervorgerufen. Diese pilzlichen Erreger kommen natürlicherweise in den Böden vor. Ihr Wirtspflanzenkreis ist ausgesprochen groß; es werden Kern-, Stein und Beerenobst befallen. Im Apfelanbau ist P. cactorum die gefährlichste Art. Bodentemperaturen über 15°C und länger anhaltende Regenperioden mit hohen Niederschlägen sind ausschlaggebend für eine Infektion. Anlagen mit schweren tonreichen Böden und staunasse Standorte sind stärker befallsgefährdet. Symptome treten erst ab dem 5. Standjahr auf. Alle Phytophthora-Arten schädigen nur das Rindengewebe, das Holzteil bleibt intakt. Ein gründliches Ausschneiden befallener Stellen und das Entfernen infizierter Äpfel (Fallobst!) wirken dem Befall entgegen. Die Anfälligkeit ist sortenabhängig: Cox-Orange, Idared und Topaz gelten als sehr anfällig gegenüber der Kragenfäule. Im ökologischen Anbau sind in den letzten Jahren bei der Sorte Topaz zunehmend Baumausfälle zu verzeichnen. Zwischenveredlungen mindern die Gefahr.
Biologie
Bei den Phytophthora-Erregern handelt es sich um bodenbürtige Pilze, die natürlicherweise in unseren Böden vorkommen. Zuerst werden die auf der Erde liegenden Äpfel infiziert, sie bieten dem Pilz gute Überwinterungsbedingungen. Über das Spritzwasser werden die Sporen auf den Stamm und tieferhängende Äpfel verteilt. Eine Infektion des Stammes ist nur über Rindenrisse (Verletzungen) möglich. Günstige Infektionsbedingungen liegen bei länger andauernden Niederschlägen gekoppelt mit Temperaturen im Bereich von 16-25°C vor. Als kritischste Phase für eine Infektion gilt die Zeit vor der Blüte. In der Vegetationsruhe sind die Erreger nicht aktiv. Sie überwintern auf infiziertem Fallobst oder im Boden als Oospore. In dieser Form können sie mehrere Jahre im Boden überdauern.
Symptome
Alle Phytophthora-Arten schädigen nur das Rindengewebe.
Infolge der Zerstörung des Gefäßsystems ist die Nährstoffzufuhr eingeschränkt. Die Blätter hellen sich auf, später werden sie rötlich und fallen vorzeitig ab. Die Früchte sind kleiner und stärker ausgefärbt („Notreife“). Sie schmecken fade und bleiben meist am Baum hängen. Insgesamt ist das Baumwachstum stark gehemmt, was sich an kurzen oder zum Teil fehlenden Jahrestrieben zeigt. Im Ertrag stehende Bäume sterben nach 2-4 Jahren ab. Die Früchte können auch direkt befallen werden. Die Fruchtschale, die Gefäße und das Kernhaus verfärben sich dann bräunlich. Das Fruchtfleisch bleibt hell und behält auch nach dem Verfaulen seine Struktur.
Je nach Ort der Infektion unterscheidet man drei Krankheitsformen:
- Fäule oberhalb der Veredlungsstelle
- Fäule im oberen Teil der Unterlage
- Fäule an den Wurzeln
Bei der ersten Form entwickelt sich der Pilz auf dem Stamm oberhalb der Veredlungsstelle, an der Grenze von Unterlage und Sorte. Zunächst werden kleine, weiche Faulstellen sichtbar, welche sich ausweiten und bald den gesamten Stamm umfassen. Das erkrankte Rindengewebe sinkt ein und verfärbt sich violett. Es grenzt sich durch Risse deutlich vom gesunden Gewebe ab. Der Stamm wird allmählich braun. Schneidet man die Befallsstellen an, geben sie einen beißenden, an Bittermandelöl erinnernden Geruch ab. Diese Form tritt häufig an Cox-Orange, Topaz, Berlepsch und der Birnensorte General Leclerc auf. Beim zweiten Typus zeigen die Unterlage und ein Teil des Wurzelwerks Schadsymptome. Als empfindlich gelten die Unterlagen MM106 und M26. Widerstandsfähiger sind M9, M25 und MM111. Die Fäule an den Wurzeln tritt bevorzugt an Steinobstarten auf.
Beeinflussungsfaktoren und vorbeugende Maßnahmen
Die Erreger brauchen viel Feuchtigkeit, um sich stark vermehren zu können. Auf tonreichen und zu Staunässe neigenden Böden ist die Befallsgefahr höher. Die Baumwurzeln können nicht mehr normal atmen, gleichzeitig werden die Sporen mit dem Fließwasser weitergetragen. Auf solchen Standorten sollten nur unempfindliche Sorten und Unterlagen gepflanzt werden. Durch Zwischenveredlung mit einer nichtanfälligen, stammbildenden Sorte kann die Sortenanfälligkeit umgangen werden. Besonders während des Hauptwachstums im Frühjahr sollte die Verunkrautung um den Stamm niedrig gehalten werden. Dies sorgt für ein schnelles Abtrocknen nach Regenfällen und verschlechtert für den Pilz die mikroklimatischen Bedingungen an der Stammbasis. Auf humusarmen Böden findet der Pilz gute Lebensbedingungen vor. Kompostgaben sollen belebend wirken und die antagonistisch wirksamen Bodenorganismen unterstützen. Auch das Ausbringen von Rizinusschrot und die Einsaat mit Kreuzblütlern wie Senf, Ölrettich oder Raps fördern die Antagonisten der Phytophthora-Pilze. Eine Verringerung des Sporenangebots wird durch das Entfernen aller faulenden Früchte erreicht. Bei bereits vorhandenem Befall sollte man im Hinterkopf behalten, dass durch mechanische Baumstreifenbehandlung (Unterstockgeräte) die Oosporen verschleppt und weiter verbreitet werden können.
Bekämpfung
Befallsreduzierend wirken Kupferanstriche (max. 1%) im Stammbereich bis zu den untersten Gerüstästen im Herbst und zu Beginn des Frühjahrs. Dem Kupfer sollte ein Haftmittel, z. B. Wasserglas (2%), zugesetzt werden.