Präventives Wassermanagement

Fachbereich: Ertragsphysiologie und Produktionstechnik

Projekttitel

Projekt Präventives Wassermanagement im Obstbau

Projektlaufzeit

Oktober 2020 - Juni 2023

Ausgangslage

Vor 30 Jahren war der allgemeine Konsens im Bodenseeraum noch, dass der Obstbau aufgrund der hohen langjährigen Niederschläge (939 mm) und der schweren Böden hier gut ohne eine Bewässerung auskommt (mündl. Mitteilung Streif, 2021). Allerdings kommt es in den letzten Jahren immer häufiger zu längeren Trockenperioden und extremen Wetterereignissen statt regelmäßiger Niederschläge. Viele Landwirte versetzt dies in Alarmbereitschaft. Um das Risiko von Ertrags- und Qualitätseinbußen zu minimieren und durch die mögliche Kombination mit einer Frostschutzberegnung, beginnen deshalb viele Obstbauern in Bewässerungsanlagen zu investieren. Allerdings ist eine Zusatzbewässerung nicht in allen Anbauregionen umsetzbar oder bedeutend einen hohen finanziellen Aufwand. Weiterhin gestaltet sich die Beantragung von Brunnenanlagen oft kompliziert oder die landwirtschaftliche Produktion steht durch die Versorgung über das Trinkwassernetz in Konkurrenz zum Wasserbedarf privater Haushalte. Vor der Investition in teure Bewässerungssysteme, sollten deshalb präventive Methoden und Strategien geprüft werden, um die Möglichkeiten einer effizienteren Nutzung natürlichen Niederschläge auszuschöpfen. Dieser Ansatz steht im Einklang mit der EU-Wasserrichtlinie, die eine nachhaltige Nutzung der vorhandenen Wasserressourcen fordert und damit zuallererst wasserkonservierende Maßnahmen in den Fokus rückt.

Das interreg Projekt „Präventives Wassermanagement im Obstbau“ untersucht nachhaltige Maßnahmen für eine effizientere Nutzung der natürlichen Niederschläge, um auch in trockenen Jahren ohne zusätzliche Bewässerung qualitativ hochwertige Äpfel produzieren zu können. Dabei liegt der Fokus nicht auf Bewässerungsverfahren. Stattdessen sollen verschiedene Ansatzpunkte untersucht werden, um die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu verbessern und die Evapotranspiration zu minimieren. Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Forschungs- als auch Praxispartnern sollen praktische Maßnahmen und Strategien zur Bewältigung aktueller sowie zukünftiger Herausforderungen des Obstbaus in Bezug auf die endlicher Ressource Wasser erarbeitet werden.

Projektziel

Im Rahmen des Projektes sollen folgende Ansätze zur effizienten Wassernutzung untersucht werden:

  • Einarbeitung wasserspeichernder Boden-Zuschlagsstoffe bei der Pflanzung von Junganlagen
    1. Humintech Perlhumus® in Kombination mit BioHealth® TH BS WSG
    2. Humicraft® Liquid
    3. ZEP 70 (Zeolith auf Basis von Chabasit)
    4. CARBUNA ATS – Amino Terra Substrat
    5. CARBUNA BAK – Bioaktive Kohle mit Kompost
    6. Kompost im Pflanzloch
  • Einsatz von Mulchmaterialien oder Wuchsregulatoren zur Reduktion der Evapotranspiration
    1. Holzhackschnitzel Mulchauflage
    2. Kleegrassilage Mulchauflage
    3. Aufspritzbares Mulchmaterial auf Basis Nachwachsender Rohstoffe
    4. Klee-Untersaat im Baumstreifen

Ein Video von Agroscope zeigt den Aufbau des Versuches und die Ausbrigung der verschiedenen Materalien.

Abbildung 1: Wasserspeichernde Boden-Zuschlagsstoffe.

Abbildung 2: Einarbeitung ATS Boden-Zuschlagsstoff ins Pflanzloch.

Abbildung 3: Mulchmaterialen zur Reduktion der Evapotranspiration.

Umsetzung

Um verschiedene Standortbedingungen zu berücksichtigen, werden Feldversuche an vier Versuchsstandorten durchgeführt, die sich in der jährlichen Niederschlagsumme unterscheiden. Während am KOB in Ravensburg im langjährigen Mittel ca. 940 mm Niederschlag fallen, sind es am Standort Schlachters sogar 1400-1600 mm. Ähnlich hoch ist die Niederschlagssumme beim Projektpartner Agroscope in der Schweiz (~1390 mm), deutlich geringer aber im fränkischen Obstbaugebiet, dem Standort der LWG, mit ca. 500 mm jährlicher Niederschlagsmenge. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von obstbaulichen Forschungspartner ermöglicht zudem die Nutzung von Synergieeffekten und ermöglicht schließlich Handlungsempfehlungen für die obstbauliche Praxis, die auf einer breiten Wissensbasis gestützt sind.

Als assoziierten Projektpartner bringen die Erzeugergemeinschaft Lindauer Obstbauern e.V., der Beratungsdienst Ökologischer Obstbau e.V. und die Landwirtschaftskammer Vorarlberg das aktuelle Erfahrungswissen zum nachhaltigen Wassermanagement in das Projekt ein. Durch die Beteiligung der assoziierten Projektpartner wird zudem der Transfer der Ergebnisse in die obstbauliche Praxis garantiert und die Öffentlichkeitsarbeit im Projekt unterstützt.

Projektpartner

Hochschule Weihenstephan Triesdorf – Versuchsstation für Obstbau Schlachters (D)
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (D)
Agroscope (CH)
Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (D)

Assoziierte Projektpartner
Erzeugergemeinschaft Lindauer Obstbauern e.V. (D)
Beratungsdienst Ökologischer Obstbau e.V. (D)
Landwirtschaftskammer Vorarlberg (AT)

Forschungsförderung

Kofinanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung

Ansprechpartner

Silas Föll: silas.foell@kob-bavendorf.de +49 (0)751 7903 400