Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg

Fachbereich: Sortenprüfung, Ökologischer Obstbau

Projekttitel

Erste Umsetzungsphase der Modellregion Agri-Photovoltaik für Baden-Württemberg (Modellregion Agri-PV BaWü)

Projektlaufzeit

Dezember 2021 bis November 2024

Inhalte und Zielsetzung des Projekts im Videoformat

Ausgangslage

Um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen, muss der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben werden. Bei der Agri-Photovoltaik bleiben die landwirtschaftlichen Flächen trotz gleichzeitiger Stromerzeugung für den Nutzpflanzenanbau erhalten. Dadurch kann die Inanspruchnahme von Flächen für die Umsetzung der Energiewende reduziert werden.
Im erwerbsmäßigen Obstbau verlagert sich die Produktion aufgrund des Klimawandels mehr und mehr in Richtung des geschützten Anbaus. Ein Großteil der Anlagen steht bereits heute unter Hagelnetz. Durch den zusätzlichen Einsatz von Folienüberdachungen konnten in mehrjährigen Versuchen weitere wetterbedingte Risiken wie Sonnenbrand und nässebedingter Schaderregerbefall minimiert und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden.
Eine Überdachung mit Solarmodulen kann die Schutzfunktion für die Kulturpflanzen übernehmen und so Folien und Hagelschutznetze zumindest teilweise ersetzen. Gleichzeitig entsteht eine Doppelnutzung der Fläche zur Energiegewinnung bei gleichzeitigem Obstanbau sowie darüber hinaus ein Potential zur Reduktion des Fungizideinsatzes.
Ein hoher Anteil der gewonnenen Energie kann in der Apfelproduktion außerdem besonders effektiv in den vor- und nachgelagerten Bereichen vor Ort genutzt werden – z.B. bei der Lagerung der Äpfel im Kühlhaus oder durch den Einsatz von elektrifizierten Landmaschinen.

Projektziel

In der ersten Umsetzungsphase des Projekts werden fünf Pilotanlagen in Baden-Württemberg errichtet und beforscht, um Potenziale und Schwierigkeiten der Agri-PV zu identifizieren sowie die Entwicklung der neuen Technologie landesweit voranzutreiben. Ziel ist die Entwicklung und Umsetzung von Agri-PV-Prototypen für den Kern- und Beerenobstanbau. Im Vordergrund steht dabei eine sichere und qualitativ hochwertige Obstproduktion mit zusätzlicher Solarstromproduktion.
Ein weiteres maßgebliches Projektziel liegt in der Analyse und Verbesserung der rechtlichen Rahmensituation betreffend Errichtung und Betrieb einer Agri-Photovoltaikanlage durch die Obstbauern.

Umsetzung

Das KOB beforscht im Rahmen des Projektes am Standort Ravensburg-Bavendorf eine Versuchsanlage mit vier Apfelsorten und zwei Photovoltaik-Systemen. Die erste kleine Ernte wird im Jahr 2023 erwartet. Außerdem wird die Praxisanlage am Obsthof Bernhard in Kressbronn wissenschaftlich begleitet, wo das Solardach in eine bestehende Apfelanlage integriert wurde.
Im Fokus steht die Analyse von Wuchs- und Ertragsverhalten der Bäume unter den veränderten Lichtverhältnissen unter dem Solardach sowie die Ausfärbung und innere Qualität der Früchte. Erfasst wird außerdem die Entwicklung von Schädlingspopulationen und der Befall mit Pilzkrankheiten, der resultierend benötigte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie die Veränderung des Mikroklimas in der Anlage.
Insgesamt stehen die ökonomische und ökologische Effizienz und Nachhaltigkeit des Gesamtsystems auf dem Prüfstand.

Projektpartner

Die Projektleitung liegt beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE (Fraunhofer ISE). Weitere Projektpartner sind:

- Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ Augustenberg)
- Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
- Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl (HSK)
- Obsthof Bernhard in Kressbronn
- Obsthof Vollmer in Oberkirch-Nußbach
- Regionalwerk Bodensee (RWB)
- Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB)

Assoziierte Projektpartner sind:

- Technische Werke Schussental (TWS)
- Intech GmbH & Co KG (Intech)
- Stadtwerke Oberkirch (SWO)
- Regionalverband Bodensee-Oberschwaben (RVBO)
- Regionalverband Südlicher Oberrhein (RVSO)

Forschungsförderung

Das Projekt wird finanziell ermöglicht durch das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR), das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) sowie den Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke.

Ansprechpartner

Projektleitung: Dr. Ulrich Mayr: mayr@kob-bavendorf.de / +49 (0)751-7903 301
Wissenschaftliche Begleitung: Anne Bohr: bohr@kob-bavendorf.de / +49 (0)751-7903 302