Nützlinge im Obstbau

Fachbereich: Pflanzengesundheit und Pflanzenschutz

Projekttitel

Nützlinge im Obstbau zur Reduktion der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln

Projektlaufzeit

März 2023 - Februar 2026

Ausgangslage

Das grenzüberschreitende Projekt ermöglicht in dem gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraum gemäß den Vorgaben des Green Deals der Europäischen Union bzw. abgeleitet davon im Rahmen des Farm-To-Fork-Prozesses zukünftig eine Reduktion der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Obstbau. Wirtschaftlich bedeutsame Schädlinge wie die Blutlaus, die schwarze Kirschenlaus oder der Birnenblattsauger verursachen unreguliert erhebliche Ernteausfälle, z.B. an Birne, Apfel und Kirsche. Um langfristig eine Reduktion der Anwendung von Insektiziden zu erzielen, ist der Einbezug von Nützlingen zur Regulierung von Schädlingen ein Ansatz. Nützlinge haben ein hohes Potential bei der natürlichen und gezielten Regulierung von Schädlingen. Kommerziell werden von verschiedenen Firmen bereits Nützlinge angeboten, die als Schutz- und Säuberungsräuber angewendet werden. Bisher erstreckt sich der Einsatz allerdings auf geschlossene Gewächshaus- oder Folienanlagen. Wenig Erfahrungen gibt es bisher im Freilandeinsatz bzw. in der Anwendung in geschützten Anbausystemen von Kirsche und Apfel bezogen auf einzelne wirtschaftlich bedeutsame Schädlinge.

Projektziel

Ziel des gemeinsamen Interreg-Projektes ist es, mittels des Einsatzes und der aktiven Förderung von Nützlingen die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Obstbau zu reduzieren. Grenzüberschreitend wird an Kern- und Steinobst geprüft, ob durch Freisetzung und Förderung von Nützlingen (verschiedene Entwicklungsstadien wie Adulte, Larven und Eier) wirtschaftlich bedeutsame Schaderreger wie Blattläuse, die Blutlaus, Milben, Baumwanzen, Wickler-Arten und der Birnenblattsauger reguliert werden können. Im Vergleich mit derzeitigen Bekämpfungsstrategien der integrierten bzw. biologischen Produktion wird untersucht, welche Pflanzenschutzmittel-Applikationen im Einzelnen durch den gezielten Einsatz von Nützlingen reduziert werden können. Modellanlagen aus dem bisherigen Interreg V Projekt werden genutzt, um unter standardisierten Bedingungen Versuche durchführen zu können; parallel werden Obstanlagen der Praxis eingebunden, um eine rasche Durchdringung in die Branche zu erhalten. Reduzierter Pflanzenschutz ist ein erklärtes Ziel im Green Deal der Europäischen Union, im Nationalen Aktionsplan Deutschlands und Österreichs und im Schweizer Aktionsplan Pflanzenschutzmittel und wird in nationalem Kontext umgesetzt. Durch die reduzierte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln werden mögliche Umweltauswirkungen auf den Naturhaushalt gemindert sowie Rückstände auf dem Erntegut reduziert.

Umsetzung

Im Obstbau werden zur Erzeugung hochwertiger Qualitäten und rentabler Quantitäten Pflanzenschutzmittel mit biologischen und chemischen Wirkstoffen zur Regulation von Schädlingen und Krankheiten angewendet. Obwohl Pflanzenschutzmittel erst nach einer gründlichen Risikobewertung und Kosten-Nutzen-Abwägung in der Landwirtschaft eingesetzt werden dürfen, stellen sie in der Umwelt meist systemfremde Stoffe dar, deren Anwendung eine Auswirkung auf Menschen, Natur und Umwelt haben können. Pflanzenschutzmittel und deren Einsatz in der Landwirtschaft sind deshalb Gegenstand von Diskussionen und eine Substitution von Pflanzenschutzmitteln durch risikoärmere Alternativen ist gefordert.

Im Gegensatz zu geschützten Kulturen unter Glas oder Folien sind Freilandkulturen bisher keine Einsatzgebiete für die gezielte Freisetzung von Nützlingen. Im Freiland sind Faktoren wie z.B. die Temperatur oder das Futterangebot nicht oder nur begrenzt kontrollierbar, was den Einsatz bisher erschwert. Bisher stand die aktive Förderung und Schonung von natürlich vorkommenden Nützlingen, z. B. durch das Einrichten von Überwinterungsquartieren und die schonende Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Fokus.

Mittlerweile haben sich die Produktionsbedingungen verändert, z.B. Kirschen werden durch Einnetzungen, Apfel- und Birnenanlagen vermehrt mit Folienüberdachungen geschützt angebaut. Damit ergeben sich Möglichkeiten des Nützlingseinsatzes im Kern- und Steinobst. Räuber und Parasitoide finden kleinklimatisch bessere Witterungsbedingungen vor und sie werden am Abwandern gehindert. Durch den fehlenden Austausch mit umliegenden Habitaten wird allerdings auch der Zugang zu alternativen Nahrungsquellen verhindert, daher wird das Einrichten und Prüfen solcher Quellen in Form von Blühpflanzen oder alternativen Wirten innerhalb einer geschützten Obstfläche durchgeführt.

Projektpartner

  • Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee
  • Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
  • Landwirtschaftskammer Vorarlberg
  • Agroscope, Schweizerische Eidgenossenschaft
  • Forschungsinstitut für biologischen Landbau
  • Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg
  • Landwirtschaftliches Zentrum SG
  • Strickhof - Das Kompetenzzentrum für Agrar-, Lebensmittel- und Hauswirtschaft

Forschungsförderung

Ansprechpartner

Ricardo Bauer Pilla: ricardo.pilla@kob-bavendorf.de +49 (0)751 7903 324